Die vorliegende Untersuchung hat die Wechselverhältnisse von Religion und Politik im Alten Iran zur Zeit der Achämeniden (559 bis 331 v. Chr.) zum Gegenstand, um das Problem zu erforschen, ob und wie die macht-politischen Konstellationen (Machtpolitik) zwischen Religion und Politik im Reich der Achämeniden aussahen. Wie war die Haltung (Religions-politik) der herrschenden Achämenidendynastie zum Zoroastrismus und zu den anderen fremden Religionen?
Fragestellung und Forschungsmethode
Dabei ist die Frage unter zwei Gesichtpunkten zu untersuchen: Einmal als Korrelation von zwei Bestandteilen des gesellschaftlichen Überbaus, der sich nur autark vom bewußten Tun des Individuums gestaltete und sich entsprechend den Produktionsverhältnissen veränderte. Eine solche Entwicklung läßt sich nur über einen längeren historischen Abstand klar erkennen. Zum anderen geht es um die Anwendung und Nutzung der religiösen Anschauung sowie der jeweiligen Kulte für politische Ziele und Zwecke, wobei von einer unterschiedlichen Größe an Bewußtheit auszugehen ist. Hier ist zudem stärker gebietsweise zu differenzieren, um der konkreten historischen Lage Rechnung zu tragen.
Die Untersuchung möchte weder eine systematische Darstellung der Religionsfrage noch der Politik bieten. Sie konzentriert sich vielmehr ganz auf die westiranischen Völker, Meder und Perser, die die ersten arischen Staatengebilde (Mederreich und Achämenidenreich) gegründet haben.
Mit historisch-deskriptiver und analytischer Vorgehensweise will die Untersuchung zugleich einen Einblick in das Leben und in die religiösen (Zarathustras-Religion), politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse in der westiranischen (arischen) Gesellschaft vermitteln.
Historischer Überblick
"I r a n" hatte keine einheitliche Population. "Die iranischen Stämme selbst sind zwar als ein Volk zu betrachten, aber politisch gesehen ist es nie gelungen, sie in einer staatlichen Bildung zusammenzuschließen. Am weitesten auf dem Wege der politischen Einigung ist man unter Dareios gekommen (um 500 v. Chr.) ."
Die Geschichte des Iran beginnt im 8. Jh. v. Chr. mit dem Aufstieg der Meder im Westen und Norden des Hochlandes. Der in assyrischen Quellen erwähnte medische König Deiokes vereinigte die medischen Stämme und gründete das erste „arische Reich“ im Alten Iran. Um 715 v. Chr. wird Deiokes, nach Herodot der Begründer des Mederreiches , als Gefangener der Assyrier nach Syrien abgeführt. Phraortes (675-653) greift im Bunde mit Kimmeriern und Persern Assyrien an, erleidet aber eine vernichtende Niederlage und fällt.
Kyaxares baute die medische Armee nach assyrischem Vorbild auf, erklärte den Krieg gegen die Nachfolger Assurbanibals und eroberte 614 v. Chr. Assur und 612 v. Chr. gemeinsam mit Nabopolassar, dem König von Babylon, Ninive. Um 552 v. Chr. erhebt sich der persische Satrap von Anshan Kyros II. (559-529) gegen den Meder König Astyages (585-550 v. Chr.).
Nach den militärischen Auseinandersetzungen (550 v. Chr.) verliert Medien seine Selbständigkeit und wird erste Satrapie des Achämeniden Reiches ." Die Perser übernahmen das politische Erbe der Meder dadurch, daß sie zugleich deren gottesdienstliche Tradition übernahmen. Kyros behandelte seine geschlagenen Feinde für seine Zeit achtenswert milde und tolerant. Die monarchische Herrschaftsform des Achämeniden beruhte auf der Grundvorstellung, daß die Freiheit des Einzelnen am besten durch einen Souverän, dem "König der König e" , gewährleistet sei.
Im Machtgefüge des medo - persischen Achämenidenreiches bildeten insbesondere die Stammesverbände als regionale Machtfaktoren traditionell eine bestimmende Größe.
Die Achämeniden leisteten auf wirtschaftlichem Gebiet Großes, wie den Bau einer fast 2700 Km langen Königsstraße von Susa bis Ephesos und die Einführung eines Münzsystems. Lange konnte sich das Reich aber nicht halten. Schon Dareios I. war es nicht gelungen, die Griechen in ihrem eigenen Land niederzuwerfen, und unter der Führung des Mazedoniers Alexanders des Großen gelang es diesen dann, die Rollen zu vertauschen; Dareios III. wurde 333 v. Chr. bei Issos besiegt, und im Jahre 331 v. Chr. wurde dem achämenidischen Reich in einer entscheidenden Schlacht bei Gaugamela der Todesstoß versetzt. Als Alexander starb (323 v. Chr.), verlor Griechenland aber die Macht uber das eroberte Gebiet; sie ging auf die Seleukiden über.
Der Aufbau der Arbeit
Der Aufbau der Arbeit entspricht exakt dem Inhalt der Untersuchung - orientiert an Religion und Politik im Alten Iran.
Das erste Kapitel befaßt sich mit einem theoretischen Überblick von Politik und Religion und deren Wechselwirkung in Gesellschaft und Staat.
Das zweite Kapitel widmet sich dem historischen Überblick des Alten Iran, der Entstehung achämenidischen Reiches und diesen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklungen.
Das dritte Kapitel beschäftigt sichdeskripitiv mit dem Zoroastrismus und das vierte Kapitel setzt sich analytisch mit dem Verhältnis von Religion und Politik im Achämenidenreich auseinander.
Im Schlußteil schließlich wird resümierend die tatsächliche Machtstellung der herr-schenden Dynastie im achämenidischen Reich hervogehoben.
Die Einleitung soll zunächst einen Hintergrund zur Einordnung, zum Verständnis von Untersuchungsgegenstand und Untersuchungsmethode der Arbeit schaffen.
Zur Aktualität des Themas
Die islamisch-schiitische Revolution in Persien hatte vor, eine neue Ära zu beginnen, die endlich dem "islamischen Volk" seine Analogie wiederbringen sollte. Man verfehmte den Westen, der durch seine "kolonialistischen Eigenarten" auch von seinen wahren Kulturwerten zum Vorteil von puren Interessen abgelenkt hatte. Doch gewiß war das keineswegs alles, was die neuen Herrscher "Mullahs" ausmerzen wollten. Darüberhinaus ignorierten die islamischen Revolutionsführer selbst die altehr-würdige Zivilisation des Alten Iran, deren Einflußnahme zweifelsohne mächtige Auswirkungen auf das einstige weltanschauliche und organisotorisch-administrative Gefüge des Islams bis in die Gegenwart hinterließ.
Die seit mehreren Jahrhunderten anhaltenden politischen, sozio-ökonomischen und religiösen Aufstände und Gewalttätigkeiten in Persien und seiner wegen der natürlichen Bodenschätze, der internationalen Verbindungswege und der geopolitischen Lage wachsenden weltpolitischen Bedeutung sind Anlässe für das zunehmende Interesse einer breiten Weltöffentlichkeit. Aus diesen Gründen haben die machtpolitischen Konstellationen und Wechselwirkungen zwischen Religion und Politik im Alten Iran (550 bis 330 v. Chr.) für das heutige Persien und überhaupt für die weltpolitischen Verhältnisse eine große Bedeutung, weil auch heute ähnliche religiöse und weltliche Machtkonstellationen in Persien herrschen.
Verfasser:Reşad ÖZKAN/RÖ
Forschung und Wissenschaft/Universität München(LMU)
RELIGION UND POLITIK IM ALTEN IRAN
ca. 60 S.
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