26. März 2008

Kurden in Deutschland

Zwischen Integration und Assimilation
Zur Situation der Kurden in München

(Zusammenfassung)
Aufbau der Untersuchung und Vorgehensweise
Das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft mit all seinen Auswirkungen ist ein viel diskutiertes Thema auf allen politischen Ebenen und in der breiten Bevölkerung. Daß München als multikulturelle Stadt gilt, ist angesichts des Ausländeranteils von 21,6 % (1996) unumstritten, ja es wird sogar von einer „Einwanderungsstadt“ gesprochen, ein Begriff, der nicht nur den derzeitigen Status charakterisiert, sondern auch zukünftige Einwanderungsperspektiven impliziert.

Da die politische und soziale Problematik dieses Themas fast alle Münchener Bürger und fast alle Bereiche des öffentlichen Lebens direkt involviert, ist es nötig, die damit verbundenen Fragen sehr genau und differenziert zu durchleuchten. Nur so kann ein populistischer Mißbrauch des Themas, z.B. zu Wahlkampfzwecken, vermieden werden.Die Untersuchung einer Minderheit in München, der Kurden, kann in seinen verschiedenen Teilaspekten einen Beitrag dazu leisten, einige der brisantesten Fragen, die das Leben in einer multikulturellen Gesellschaft betreffen, zu erläutern. Dies wird anhand des kulturellen Austausches dreier Gruppen mit verschiedenartigem Status gezeigt: Der aufnehmenden Gesellschaft und Mehrheit, Deutschland, einer seit Jahrzehnten etablierten größeren Minderheit, den Türken, und einer in ihrer Nationalität nicht anerkannten kleineren Minderheit, den Kurden. Die gesellschaftliche Frage nach Integration, bzw. Segregation steht dabei als Forderung aller Seiten an erster Stelle. Des weiteren werden Aspekte der Einbürgerungspolitik, der sozialen Spannungen, z.B. am Arbeits- und Wohnungsmarkt, der Bildungspolitik und am Rande auch der Asylpolitik angesprochen. Da sich die Untersuchung nur auf eine Migrantengruppe bezieht , kann sie auch nur einen Teilaspekt der Gesamtproblematik aufzeigen. Nur im Zusammenhang mit einer differenzierten Untersuchung aller Migrantengruppen mit Berücksichtigung der unterschiedlichen Aufenthaltsgründe (z.B. Asylbewerber, Aussiedler, Arbeitsmigranten etc.) könnte man zu einem umfassenden und vollständigen Ergebnis kommen. Diese Arbeit versteht sich als ein kleiner Beitrag dazu. Sie zeigt an einem Beispiel, nämlich der Beziehung der Kurden zu Türken und Deutschen, die Chance eines Lebens innerhalb einer multikulturellen Gesellschaft auf.

Hauptkriterium der Untersuchung
ist die Hypothese der „doppelten Ghettobildung“ der Kurden in sozialer Hinsicht. Die Kurden, die von der aufnehmenden deutschen Gesellschaft nicht als eigenständige Volksgruppe anerkannt werden, sondern als Teil der türkischen Minderheit gelten, stehen aufgrund dieser Situation einem doppelten Integrationshindernis gegenüber. Sie haben, um sich in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können, auch die Barriere der Loslösung aus der Gruppe der türkischen Migranten zu überwinden. Ob, inwiefern und inwieweit eine Integration unter diesen Umständen gelingen kann oder es zu einer „doppelten Ghettobildung“ kommt, ist Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen.Die Untersuchung findet vor dem gesellschaftlichen und politischen Rahmen der Stadt München statt. Sie bezieht die in München lebenden Kurden aus dem Herkunftsgebiet „Nord-Kurdistan“ ein, das in der derzeitigen „türkischen Republik“ liegt und aus dem ca. 90 % der in München lebenden Kurden stammen.

Die Auswertung der Untersuchungen ist deswegen von besonderer Relevanz, da es, durch die Einordnung der Kurden nach ihrer jeweiligen Staatsangehörigkeit, keine soziologische Studie in größerem Umfang gibt, die sich explizit mit der Situation der Kurden in München auseinandersetzt.

Im einzelnen wurde folgendermaßen vorgegangen: Zunächst wird ins Thema eingeführt. Dies geschieht durch Aufzeigen von Hintergründen, sowohl zur Vorgeschichte der Migration aus den türkisch-kurdischen Gebieten als auch zur türkisch-kurdischen Problematik.

Im nächsten Teil der Untersuchung werden die Begriffe „Integration“, „Assimilation“ und „Segregation“ definiert und auf diese Weise ein theoretischer Rahmen bestimmt, mit dem die späteren Ergebnisse der empirischen Untersuchung verglichen werden können.

Auch der für diese Arbeit zentrale Begriff der „doppelten Ghettosituation“ wird hier konkretisiert und spezifiziert.
Um Rückschlüsse sowohl auf die Situation der Kurden als auch auf die Beziehung der kurdischen und türkischen Minderheiten untereinander schließen zu können, wird danach die Situation der Türken bzgl. „Assimilation“, „Integration“ und „Segregation“ aus bereits bestehenden Studien abgeleitet.

Im Hauptteil schließlich, werden die allgemeinen Arbeits- und Lebensbedingungen, bzw. das soziale und politische Umfeld der Kurden in München einer näheren Betrachtung unterzogen. Dies geschieht durch die Auswertung einer empirischen Studie, die der Verfasser anhand des im Anhang beigefügten Fragebogens durchgeführt hat.

Stichprobenhaft wurden 78 Kurden in München mit der Beantwortung ausgewählter Fragen betraut, um diese Ergebnisse dann mit der zentralen Frage nach einer „doppelten Ghettobildung“ zu verknüpfen. Diese empirische Untersuchung versteht sich aufgrund der Anzahl der befragten Personen nicht als repräsentativ, stellt jedoch trotzdem ein tendentielles Bild der Situation der Kurden in München dar, das nun mit dem theoretischen Konzept aus dem ersten Teil der Arbeit abgeglichen werden kann und in seiner Gesamtheit zu einem Ergebnis führt. Dieses Ergebnis in bezug auf „Assimilation“, „Integration“ und „Segregation“, bzw. Beziehungen zu Türken und Deutschen wird primär im Zusammenhang mit der Frage nach einer „doppelten Ghettobildung“ ausgewertet, deren Beantwortung das Hauptanliegen dieser Arbeit ist.Schließlich folgt ein kurzer Ausblick auf die zukünftige Situation der Kurden in München. Durch die gewonnenen Erkenntnisse werden Vorschläge zur Verbesserung der derzeitigen Situation gemacht. Die Fragen, ob und auf welche Weise eine bessere Integration möglich ist und welche politische Maßnahmen ergriffen werden müßten, um eine Verbesserung zu erreichen, werden hier abschließend erörtert.

Ergebnisse der empirischen Untersuchung
Die Ergebnisse der empirischen Studie über das Leben der Kurden in München ergeben insgesamt eine hohe Integrationsbereitschaft der Kurden in die deutsche Gesellschaft, bei gleichzeitig indifferentem oder sogar konfliktgeladenem Verhältnis zu den Türken. Ein direkter Vergleich der beiden Migrantengruppen stellt sich als sehr schwierig dar, da die in der Untersuchung verwendete Studie über Türken in München auch die Kurden miteinbezieht und deshalb alle gewonnenen Ergebnisse über die Türken relativiert werden müssen. Trotzdem lassen sich neben vielen Gemeinsamkeiten auch eklatante Unterschiede feststellen, die sich meist aus dem kulturellen Umfeld der Kurden erklären lassen.

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Verfasser: Reşad Özkan/RÖ
„Zwischen Integration und Assimilation
Zur Situation der Kurden in München“
300 S./Forschung an der Universität München (LMU).
Interesse am vollständigen Text:
E-Mail:resadoezkan@hotmail.com

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